Die Bürgerinitiative BITex entstand 2011 als Aktionsbündnis von Bürgern unterschiedlicher politischer Orientierung für eine angemessene Zukunft des Hochschulstandortes Reichenbach und eine hochwertige Nachnutzung der „Tex“ als eines der wertvollsten Baudenkmale des Vogtlandes und darüber hinaus. Seit ihrer Gründung engagiert sich die BITex dafür, dass die Stadt Reichenbach einen angemessenen Ausgleich für den Verlust des Hochschulstandortes erhält. Nicht zuletzt deshalb entschloss sie sich, ihr Anliegen auch auf kommunalpolitischer Ebene zu vertreten, und trat erstmals 2014 bei den Wahlen zum Stadtrat an. Sie ist seitdem zu einer wichtigen politischen Kraft in der Stadt Reichenbach geworden. Zwar ist das Ziel noch nicht erreicht, aber ohne unser Drängen wäre Reichenbach noch längst nicht auf den Weg zur „coolsten Stadt Deutschlands“.
Ein wesentliches Problem unserer Stadt sehen wir in der Unzufriedenheit der Bürger mit dem Zustand unseres Gemeinwesens. Gründe hierfür sind die Verlagerung wichtiger Ämter in andere Städte des Vogtlandkreises, der Leerstand vieler Geschäfte, ungenügende Kulturangebote für junge Menschen, eine unbefriedigende Verkehrssituation und ein unattraktives Angebot für ein reges innerstädtisches Leben. Reichenbach benötigt dringend eine Attraktivitätsoffensive, damit sich die Bürger wieder stärker für ihre Stadt engagieren.
In den nachfolgenden vier Bereichen sehen wir deshalb auch den Schwerpunkt unserer politischen Arbeit für die nächsten fünf Jahre.
- Im Bereich Wirtschaftsförderung setzen wir auf die Nutzung und Entwicklung vorhandener Infrastruktur und ziehen diese dem Neubau auf ehemals landwirtschaftlichen Nutzflächen vor. Im Fokus sollten hier die Bereiche des Bahnhofsgeländes, zusammen mit den Flächen der ehemaligen Vogtlandstoffe an der Klinkhardtstraße und des alten Bahnbetriebswerkes liegen, welche als bereits vorhandene Gewerbeflächen, teilweise aber auch als Industriebrachen zur Verfügung stehen. Gerade im Bereich des Bahnhofs und der ehemaligen Vogtlandstoffe an der Klinkhardtstraße sehen wir die Chance, Reichenbach zu einem Zentrum der Kälte- und Klimatechnik zu entwickeln. Hierfür braucht es die rasche Umsetzung der Beschlüsse zur Einrichtung eines Kältekompetenzzentrums in Reichenbach. Das betrifft vor allem die Nachnutzung des Gebäudes der Textilfachschule für die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften auf dem Gebiet der Kältetechnik, den Bau der Forschungshalle für Kältetechnik auf dem Güterbahnhof und die Ansiedlung von Gewerbe zur praxisnahen Umsetzung der Forschungsergebnisse. Um dies sicherzustellen, werden wir uns dafür einsetzen, dass dieser Bereich als Sanierungsgebiet beschlossen wird. Viel zu unkonkret sind bislang die Ausmaße des Kompetenzzentrums und nahezu keine Ideen sind in der Stadt zum Umfeld des geplanten Kompetenzzentrums vorhanden. Auch deshalb ist es wichtig, ein Sanierungsgebiet zu beschließen und eine Vision für die Zukunft zu entwickeln. Ein Kältecampus wäre eine solche Vision. Die Stadtverwaltung muss hierzu regelmäßig im Stadtrat und in den Medien berichten.
- Im Bereich Stadtumbau setzen wir gleichzeitig auf kurzfristig zu realisierende Maßnahmen und längerfristige Planungen, die im Ergebnis auch länger Bestand haben und den Anforderungen an eine moderne, bürgerfreundliche und soziale Kommune gerecht werden. Schwerpunkt dabei muss die Belebung der Innenstadt sein. Dem Fußgänger- und dem Radverkehr sind mehr Möglichkeiten einzuräumen und der Autoverkehr in der Innenstadt ist zu begrenzen. Stadtbildprägende Gebäude sind zu erhalten, der innerstädtische Verkehr muss neu geordnet und geplant werden. Unerlässlich sind die Förderung von Sanierungsvorhaben in den städtischen Quartieren, die einen hohen Instandhaltungsbedarf aufweisen, und die Bereitstellung von Bauland an Bürger, die hier ihre Wohnsituation verbessern oder sich in Reichenbach ansiedeln wollen. Das hilft auch der Wirtschaft bei der Gewinnung von Arbeitskräften. Reichenbach verfügt zwar bereits über ein Konzept der Brachensanierung, hier muss aber auch langfristig eine Lösung für schwer zu veräußernde Flächen gefunden werden. Gerade der Bereich um das ehemalige Bahnbetriebswerk hätte Potential, welches es noch zu entwickeln gilt. Was fehlt, ist die große Idee oder aber ein langfristiges Ziel.
- Im Bereich Kultur setzen wir auf Erhalt und Entwicklung. Die Entwicklung des Neuberinhauses als Veranstaltungsort für gemeinsame kulturelle Aktivitäten zum Soziokulturellen Zentrum bietet die Chance für den Erhalt dieser für die Stadt so wichtigen Einrichtung und schafft gleichzeitig ein Angebot für alle Bürger, was die Attraktivität der Stadt letztlich steigert. Deshalb unterstützen wir diesen Weg. Auch gibt es zwei Museen, für deren Weiterentwicklung es dringend einer gemeinsamen Konzeption bedarf. Ziel muss es sein, dass der Bestand der Museen dem Bürger weiterhin zugänglich ist und die Museen auch für Touristen interessanter werden. Als größtes Pfand auf kulturellem Gebiet kann aber nur die Göltzschtalbrücke gelten. Ein erster Schritt hin zum Welterbe ist fehlgeschlagen. Die Richtung stimmt aber. Es gilt, sowohl das historische als auch das touristische Potential dieses bedeutenden Monuments zu erkennen und zu nutzen. Ein nächster wichtiger Schritt ist deshalb die Gründung eines Zweckverbandes mit Definition der vordringlich zu lösenden Aufgaben.
- Im Bereich Soziales setzen wir auf mehr Angebote für Jugendliche und die Verbesserung der ärztlichen Versorgung. Reichenbach weist eine sehr gute Ausstattung mit Kindertageseinrichtungen, allgemeinbildenden Schulen und Einrichtungen der Berufsbildung auf. Dieser Standortvorteil als Bildungsstandort kann durch die Ansiedlung des Bundeskompetenzzentrum für Klima- und Kältetechnik unter Einbeziehung der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften der Klima- und Kältetechnik noch verstärkt werden. Unsere Stadt verfügt auch über eine gute Vereinsstruktur. Was fehlt sind Möglichkeiten der Beteiligung Jugendlicher an politischen Entscheidungen und die Möglichkeiten der Mitwirkung an deren Prozessen. Hier wollen wir gemeinsam mit der Stadt und den Trägern der Jugendhilfe noch einmal eruieren, wie die Jugendlichen an derlei Prozessen beteiligt werden können. Denkbar wären Jugendräte oder auch ein Jugendparlament. Wir möchten diesen Prozess ergebnisoffen fördern und begleiten.
Die Schließung des Klinikstandortes Reichenbach war ein schwerer Rückschlag für unsere Stadt. Die medizinische Versorgung vor Ort ist bei der Entscheidung junger Familien, wo zukünftig der Lebensmittelpunkt sein soll, von großer Bedeutung. Wir begrüßen ausdrücklich das Engagement zur Etablierung eines MVZ in Reichenbach und hoffen, dass auch weitere Kassenarztsitze den Weg zurück nach Reichenbach finden. Hier kann die Stadt Anreize setzen und Voraussetzungen dafür schaffen.
Die BITex wird auch künftig im Stadtrat Vorschläge einbringen, wie im Sinne der formulierten Schwerpunktaufgaben die Stadt vorangebracht werden kann. Potential ist genügend vorhanden, aber es wird noch nicht ausreichend genutzt. In diesen und in anderen Bereichen werden wir gemeinsam mit Gleichgesinnten partei- und fraktionsübergreifend Lösungen suchen, beraten und beschließen. Gemeinsam für ein lebens- und liebenswertes Reichenbach – dafür stehen wir.